Nachhaltige Filialen

Wenn smart auch green ist

6. Juli 2021, 7:52 Uhr | Diana Künstler
© SHP

Digitalisierung und Nachhaltigkeit bieten Händlern neben der Profilierung die Möglichkeit, gezielter auf Kundenwünsche einzugehen. Doch was, wenn der energieaufwändige Betrieb intelligenter Filialen dem Klimagedanken zuwiderläuft? Wie smarte Filialen dennoch zur Nachhaltigkeit beitragen können.

Die Vorteile digitaler Lösungen für den Point of Sale sind mannigfaltig. Doch muss es nicht immer gleich eine umfangreiche Transformation hin zum vollautonomen Laden sein. Auch kleine Veränderungen – wie das Aufsetzen eines Webshops, das Angebot kostenloser Bezahlmöglichkeiten oder auch intelligente Lagerbestandslösungen – können bereits viel bewirken (siehe auch Artikel „Es muss zum Vertriebskonzept passen“ in Smarthouse Pro 3-4/2021).Ebenso wie die Digitalisierung spielt auch das Thema Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle für die Geschäftstüchtigkeit des Handels. Viele große Unternehmen publizieren schon seit Jahren eigene Nachhaltigkeitsberichte, in denen die jeweiligen Ziele, Initiativen und Fortschritte dargelegt werden, häufig anhand der „Sustainable Development Goals“ (SDG) der Vereinten Nationen (s. auch Ende des Artikels). Auch mittelständische Händler setzen auf Nachhaltigkeit in Form von beispielsweise energieeffizienten Filialen oder nachhaltiger Beleuchtung. Ebenso veranschaulichen Initiativen der Branchenorganisationen, wie beispielsweise die HDE-Klimaschutzoffensive des Handels, sowie die Themenschwerpunkte des EHI Retail Institutes (unter anderem zum Energiemanagement und Bauen) und der GS1 (Kreislaufwirtschaft) die Relevanz von Nachhaltigkeit in der Branche.

Handlungsfelder und Ansätze für nachhaltige Filialen
© Whitepaper „Sustainable Smart Stores 2021“/EHI-Microsoft, 2021

Zusammen mit der nationalen und EU-weiten Gesetzeslage, zum Beispiel dem schon bestehenden Verpackungs- oder dem noch diskutierten Lieferkettengesetz sowie dem „Europäischer Grüner Deal“-Konzept und dem darauf basierenden Europäischen Klimagesetz, in dessen Rahmen Europa bis 2050 klimaneutral sein will, ergeben sich für Händler konkrete Anforderungen an ihre Nachhaltigkeitsstrategien. Diese spiegeln sich in einer Vielzahl von möglichen Initiativen und Maßnahmen über die gesamte Liefer- und Prozesskette hinweg wider. Eine Übersicht der typischen Handlungsfelder und Ansätze findet sich in der nebenstehenden Tabelle.

Doch was, wenn sich die Digitalisierung als Nachteil in Sachen Nachhaltigkeit entpuppt? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, hat das EHI Retail Institute mit Unterstützung von Microsoft das Whitepaper „Sustainable Smart Stores 2021“ veröffentlicht, welches sich mit der Zweischneidigkeit digitaler Handelslösungen mit Blick auf deren Nachhaltigkeit auseinandersetzt. Denn der Betrieb von intelligenten Filialen sei – basierend auf Sensorik, Internet-der-Dinge-Technologie und Künstlicher Intelligenz – energieintensiver als der Betrieb einer nicht oder kaum digitalisierten Filiale, so das Whitepaper.

Das Paradoxon auflösen

Dass Nachhaltigkeit und Digitalisierung sich jedoch nicht widersprechen müssen, machen die Autoren am Beispiel von nachhaltigen intelligenten Filialen, sogenannten „Sustainabe Smart Stores“, deutlich. Darunter sind Filialen zu verstehen, die einerseits mit digitalen Lösungen ausgerüstet sind, um operative Prozesse effizienter zu gestalten und der Kundschaft mehr Services anzubieten. Auf der anderen Seite legt diese Art von Geschäften aber gleichzeitig einen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit: Erreicht werden sollen diese Ziele wiederum mithilfe digitaler Lösungen. So schließt sich der Kreis.
Beispielsweise sollen die digitalen Lösungen Energie sparen und den CO2-Ausstoß minimieren. Dabei können digitale Lösungen für Gebäude- und Gerätesteuerung zum Einsatz kommen, beispielsweise Lichtsteuerung und Lichtmanagement oder Lösungen zur Optimierung der Auslastung der Klima- und Kältetechnik sowie der Strom- und Wärmeerzeugung. Auch bieten digitale Lösungen Möglichkeiten, direkt die operativen Prozesse in der Filiale zu optimieren und nachhaltiger zu gestalten, beispielsweise Abfallmanagement, Überwachung von Kühlgeräten oder Sortiment- beziehungsweise den Bestandserfassung in Filiale und Lager mithilfe von Sensorik und KI. Dadurch lassen sich Ausschuss und gleichzeitig Out-of-Stocks (Lücken in den Regalen) vorausschauend vermeiden.

Darüber hinaus beschäftigt sich das Whitepaper mit Möglichkeiten der Optimierung von Logistik- und Lagerprozessen, von Lieferketten und von Produktionsbedingungen (Stichwort Smart Farming). Im Folgenden soll es jedoch vorrangig um die digitalen Nachhaltigkeitslösungen gehen, die von Handelsunternehmen am Point of Sale eingesetzt


  1. Wenn smart auch green ist
  2. Die Filialinfrastruktur als technologisches Rückgrat
  3. Den Bestand im Blick
  4. Kreislaufwirtschaft und Recycling
  5. Exkurs: Wissenswertes rund um Nachhaltigkeit

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