Interview mit Hager

E-Mobilität: Eine Chance für Elektroinstallateure

28. September 2022, 13:30 Uhr | Interview: Diana Künstler
Michael Klein, Leiter Martkmanagement Wohnbau bei Hager
© Hager

Von der Mobilitätswende erhofft man sich einiges. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist dabei ein wichtiger Baustein. Neun von zehn E-Auto-Ladevorgängen finden zu Hause oder am Arbeitsplatz statt; hier werden vor allem die Wallboxen eine wichtige Rolle spielen. Im Interview mit Hager.

Welchen Stellenwert nimmt Elektromobilität im Kontext Elektroinstallationen im Wohn- und Zweckbau ein?

Michael Klein: Die Entwicklung der Elektromobilität ist in Deutschland aktuell von einer enormen Dynamik gekennzeichnet. Vor dem Hintergrund des angestrebten Ziels von mindestens sieben Millionen zugelassenen Elektrofahrzeugen bis 2030 wird sich dieser Trend hin zur Elektrifizierung der Antriebe weiter beschleunigen. Dementsprechend wird auch der Stellenwert der Elektromobilität im Bereich der Elektroinstallation immer bedeutender und weiter steigen – und zwar in allen Bereichen des Wohn- und des Zweckbaus. Da der Aufbau einer flächendeckenden öffentlichen Lade-Infrastruktur aus verschiedenen Gründen kurzfristig nicht realistisch ist, wird für Privat- wie für Gewerbekunden die Eigenversorgung immer wichtiger. Wir sehen schon jetzt im Wohn- und Zweckbau einen massiven Ausbau von Gebäuden mit PV-Anlagen, Stromspeichern und Ladestationen.

All diese Komponenten müssen in die elektrotechnische Gebäudeinstallation integriert werden. Und diese Entwicklung steht erst am Anfang. Parallel dazu müssen auch entsprechende Abrechnungssysteme beispielsweise in Mehrfamilienhäusern installiert werden. All dies wird dazu führen, dass die Elektromobilität immer mehr zu einem festen und stark wachsenden Bestandteil der Elektroinstallationstechnik wird.

Vor welchen Herausforderungen stehen Elektroinstallateure in diesem Zusammenhang aktuell?

Klein: Wir sprechen hier weniger von einer Herausforderung als vielmehr von einer großen Chance. Denn die Einbindung der Elektromobilität in die häusliche Elektroinstallation bedeutet für das Elektrohandwerk eine deutliche und überaus lukrative Erweiterung seines Geschäftsfelds. Dabei geht es nicht nur um den Einbau und den Anschluss zusätzlicher Komponenten. Vielmehr muss eine Vielzahl veralteter Elektroinstallationen im Bestand erst einmal ertüchtigt werden, um die aktuellen technischen Anforderungen erfüllen zu können. Das heißt: Eine große Zahl vorhandener Installationen muss grundlegend modernisiert oder sogar komplett ausgetauscht werden, bevor Ladestationen oder PV-Anlagen angeschlossen werden können. Auch davon werden die Elektrofachbetriebe in den kommenden Jahren stark profitieren.

„Eine große Zahl vorhandener Installationen muss grundlegend modernisiert oder sogar komplett ausgetauscht werden, bevor Ladestationen oder PV-Anlagen angeschlossen werden können. Auch davon werden die Elektrofachbetriebe in den kommenden Jahren stark profitieren.“

Welche Lösungen bietet Hager seinen Kunden in dem Bereich – sowohl mit Blick auf das Handwerk als auch auf Privatkunden?

Klein: Vor dem Hintergrund der Energiewende und dem absehbaren Boom der Elektromobilität haben wir frühzeitig entsprechende Lösungen entwickelt. Wir können unseren Kunden daher schon jetzt ein breites Portfolio verschiedener Ladelösungen für die unterschiedlichsten Anforderungen anbieten. Das Programm reicht von der Wallbox „Witty Start“ über „Witty Solar“ mit optionaler Anbindung an den Hager Energiespeicher bis hin zu „Witty Park“ für den Einsatz in halböffentlichen Bereichen. Intelligente Ladesteuerungen und Energiemanagementsysteme runden das Angebot ab. Dabei zeichnet all diese Systeme, wie bei Hager üblich, eine besonders einfache Installation aus, beispielsweise indem Ladestationen vorkonfiguriert und vorverdrahtet ausgeliefert werden. Darüber hinaus bieten wir dem Elektrohandwerk umfangreiche Schulungen und eine intensive Betreuung an, um ihm den Einstieg in dieses neue Geschäftsfeld so einfach wie möglich zu machen.

Und welche Fördermöglichkeiten gibt es hierbei?

Klein: Bund, Länder und Kommunen stellen sehr umfangreiche und zum Teil auch kombinierbare Fördermittel zur Verfügung. Hier ist es zugegebenermaßen nicht ganz einfach, den Überblick zu behalten. Zumal in letzter Zeit einiges nicht zuletzt vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Situation in Bewegung geraten ist: Programme wurden vorübergehend ausgesetzt, verändert wieder neu aufgelegt und auch die künftigen Fördermöglichkeiten für E-Fahrzeuge sind aktuell in der Diskussion. Einen umfassenden Überblick an dieser Stelle zu geben, ist daher gar nicht möglich. Wir haben jedoch auf unserer Website alle relevanten Fördermöglichkeiten und gesetzlichen Bestimmungen zusammengefasst. Hier können sich private und gewerbliche Endkunden gleichermaßen informieren.

Was steht auf Hagers E-Mobility-Agenda? Welche Pläne verfolgt man mittel- und kurzfristig in diesem Segment?

Klein: Wie bereits gesagt, sehen wir den Bereich der Elektromobilität erst am Anfang einer Entwicklung, die sich weiter beschleunigen wird. Daher arbeiten wir weiterhin mit Hochdruck an der Entwicklung neuer Produkte, um unseren Kunden technische führende Lösungen anbieten zu können. Einen Ausblick darauf werden wir auf der diesjährigen Light and Building in Frankfurt mit neuen Lösungen für Mehrfamilienhäuser und Gewerbe geben. Und wir werden auch weiterhin mit Partnern gemeinsame Entwicklungen vorantreiben. So arbeiten wir beispielsweise zusammen mit Audi an einem Forschungs-Projekt zum bidirektionalen Laden (siehe Teil II).

Veranstaltungs-Tipp
Die Light + Building Autumn Edition findet vom 2. bis 6. Oktober 2022 auf dem Gelände der Messe Frankfurt statt. Begleitet wird der Restart der Licht- und Gebäudetechnikbranche vom 2. bis 14. Oktober durch eine Digital Extension. Weitere Informationen und Highlights gibt es hier.

  1. E-Mobilität: Eine Chance für Elektroinstallateure
  2. Vehicle to Home: Forschungsprojekt zur bidirektionalen Ladetechnik

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