Wie Hersteller auf Kundennöte reagieren

Sicherheit ist Knackpunkt bei Smart-Home-Produkten

21. Oktober 2022, 9:32 Uhr | Autor: Tillmann Braun / Redaktion: Diana Künstler
Smart Home Sicherheit
© ginasanders/123rf

Wie eine aktuelle Bitkom-Studie belegt, lehnen viele Deutsche weiterhin Smart-Home-Produkte ab, weil sie sich um ihre Privatsphäre sorgen oder vor Hackerangriffen fürchten. Daher setzen immer mehr Hersteller auf Lösungen, die ohne Internet, Cloud und App auskommen.

Regelmäßig führt der Digitalverband Bitkom eine Studie zur Smart-Home-Entwicklung in Deutschland durch – so auch in diesem Jahr. Wirkliche Überraschungen kommen dabei selten zutage. Dass laut der aktuellen Smart-Home-Studie1 die Zahl der Menschen, die mithilfe intelligenter Anwendungen die Energieeffizienz in ihrem Zuhause steigern und den Verbrauch reduzieren wollen, in den vergangenen zwölf Monaten gestiegen ist, war angesichts der stark steigenden Strom- und Energiepreise zu erwarten.

Sicherheitsbedenken Smart Home
© Bitkom

Deutlich interessanter ist dagegen ein Aspekt, der in den umfassenden Studienergebnissen schnell untergeht. So besteht offenbar eine große Diskrepanz zwischen den Sorgen derer, die bislang noch keine Smart-Home-Anwendungen nutzen, und den tatsächlichen Problemen. Wer keinerlei smarte Geräte in seinem Haushalt hat, ist laut Bitkom-Verband häufig von Sicherheitsbedenken abgeschreckt. So fürchtet sich nahezu die Hälfte der Nicht-Nutzerinnen und -Nutzer vor Hacker-Angriffen. Dabei zeigt die Studie, dass unter den befragten Nutzern noch niemand Hacker-Angriffe auf eines seiner Smart-Home-Geräte beobachtet hat.

Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass es keinerlei Hacker-Angriffe gibt. Schaut man sich die weiteren Studienergebnisse an, liegt das Hauptproblem jedoch an anderer Stelle. Bei knapp der Hälfte aller Nutzerinnen und Nutzer, die selten, gelegentlich oder sogar regelmäßig mit Ausfällen ihrer Anwendungen zu kämpfen haben, liegt dies zumeist an einer Störung der Internetverbindung (83 Prozent). Bei einem Fünftel gab es wiederum Probleme bei der zugehörigen App (21 Prozent).

Die gute Nachricht ist: Es gibt durchaus Lösungen, mit denen sich diese konkreten Probleme vermeiden lassen – und die sich auch für all jene eignen, die sich vor Hackern schützen wollen oder Angst vor dem Missbrauch ihrer persönlichen Daten haben (37 Prozent der Nicht-Nutzer) beziehungsweise sich um ihre Privatsphäre sorgen (29 Prozent). Denn ein Smart Home ist auch ganz ohne Internet, App, Clouds und unkontrolliertem Datensammeln möglich.

Smarte Produkte – ganz ohne Datensammlung

So hat beispielsweise Bosch die eigenen Smart-Home-Lösungen wie Alarmanlagen oder zentrale Rauch- und Bewegungsmelder bewusst so entwickelt, dass sie sich zwar auf Wunsch per App einrichten und steuern lassen, aber auch ohne eine aktive Internetverbindung funktionieren.

Der Fritzbox-Hersteller AVM setzt bei seinen Heizkörperreglern, schaltbaren Steckdosen smarten LED-Lampen und Smart-Home-Produkten den Schwerpunkt ebenfalls auf Zuverlässigkeit und Datenschutz. Dank der geschützten Frequenzbänder der DECT-ULE-basierten Produkte ist das Smart Home besonders stabil – und funktioniert ebenfalls ohne aktive Internetverbindung. Zwar bietet AVM eine App fürs Smart Home an, die Steuerung ist jedoch auch über die Benutzeroberfläche sowie über ein Fritz-DECT-Telefon möglich. Andere ULE-basierte Produkte wie etwa von der Deutschen Telekom lassen sich ins Smart Home integrieren, sodass man nicht auf einen Hersteller limitiert ist.

Weniger ist mehr

Noch konsequenter geht es ohne Internet und App bei smarten Türsprechstellen. Manche Hersteller standen zuletzt wegen mangelnden Schutzes der Privatsphäre in der Kritik – und einer Abmahnwelle bei smarten Türsprechstellen. Doch das muss nicht sein. 

Beispielsweise kommen die Türsprechanlagen des deutschen Unternehmens Telegärtner Elektronik ohne WLAN und App aus. Je nach Modell lassen sich die Türsprechstellen per Kabel oder per sicherem DECT-Funk mit der Telefonanlage wie einer Fritzbox oder einem Speedport verknüpfen. Im Gegensatz zu WLAN-Türsprechstellen funktionieren sämtliche Door-Line-Modelle ohne Internetanbindung. So müssen sich Anwender weder um ihre Privatsphäre noch vor Hackerangriffen sorgen. Gleichzeitig funktionieren die Türsprechanlagen deutlich zuverlässiger, da entweder Kabel oder geschützte DECT-Frequenzen zum Einsatz kommen. Darüber hinaus kann das Türgespräch auf jede beliebige Rufnummer weitergeleitet werden, also auch aufs Festnetztelefon. Selbst wenn eine Handynummer hinterlegt wird, ist die Verbindung deutlich stabiler, da der Anruf über Mobilfunk und nicht übers Internet erfolgt. Rufweiterleitungen sind ebenfalls möglich – anders als bei WLAN-Türsprechstellen.

Bitkom rät zu Qualitätsprodukten

Wie die Bitkom-Studie zeigt, ist das Interesse an Smart-Home-Lösungen groß. Wichtig ist jedoch, dass die Ängste von Nicht-Nutzern von den Herstellern ernst genommen werden. Und auch bei denen, die bereits die Vorteile eines Smart Homes nutzen, muss die Technologie zuverlässig funktionieren – und zwar auch dann, wenn die Internetverbindung mal nicht wie gewünscht funktioniert.

Ohne auf konkrete Lösungen einzugehen, lautet so auch der Ratschlag von Bitkom-Boss Achim Berg: „Wichtig ist: Nicht unten in die Ramschkiste greifen, sondern auf nach internationalen Standards zertifizierte Produkte und seriöse, vertrauenswürdige Hersteller achten.“

Tillmann Braun, freier Journalist

1 https://www.bitkom.org/sites/main/files/2022-09/220912_Bitkom_Smart_Home_Chartbericht_2022_final.pdf


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