BIM-Studie

Potenziale der Digitalisierung im Baubereich noch stärker heben

21. November 2022, 12:27 Uhr | Diana Künstler
© Andriy Popov/123rf

Building Information Modeling, kurz BIM, kann bei der effizienten Gestaltung von Neu- und Ausbau helfen. Bereits 16 Prozent der Handwerksbetriebe aus dem Bau- und Ausbaugewerbe nutzen BIM-Software. Das ist eine Erkenntnis einer aktuellen Erhebung von Bitkom und ZDH.

Die Anforderungen an Betriebe im Bau und Ausbau in Deutschland wachsen: Insbesondere Energieeffizienz und Nachhaltigkeit stehen bei Gebäuden im Fokus, sei es beim Neubau, aber auch bei Sanierung und Renovierung. Digitale Technologien können dabei helfen, diesen Herausforderungen zu begegnen und das Bauen und das klimagerechte Sanieren insbesondere bei mittleren und größeren Vorhaben effizienter zu machen, was für Betriebe auch angesichts des Fachkräftemangels hilfreich wäre. Ein wichtiges Tool hierfür ist die so genannte BIM-Software.

BIM steht für Building Information Modeling und ermöglicht eine optimierte Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden, indem Gebäudedaten digital erfasst und digitale Zwillinge von Gebäuden erstellt werden. Der Vorteil: Wenn Gebäude zunächst virtuell gebaut werden, lassen sich Fehler vermeiden, was Ressourcen, Material und Kosten spart.

Potenziale heben für effizienteres Bauen

Unter den Handwerksbetrieben des Bau- und Ausbaugewerbes hat sich der Anteil derer, die BIM einsetzen, in den vergangenen zwei Jahren fast verdreifacht. So nutzen aktuell 16 Prozent der Betriebe aus diesem Bereich BIM-Software. 2020 waren es erst 6 Prozent. Weitere 9 Prozent planen konkret den Einsatz dieser Technologie – gegenüber 3 Prozent im Jahr 2020. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung unter 503 Handwerksbetrieben in Deutschland, darunter 271 Betriebe aus dem Bau- und Ausbaugewerbe, die im Auftrag des Digitalverbands Bitkom und des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) durchgeführt wurde. Die erhobenen Werte bedeuten eine erhebliche Steigerung und einen bereits hohen Anteil, angesichts der Tatsache, dass ein großer Teil der Handwerksbetriebe vorrangig mit kleinteiligen Bau-, Reparatur- und Wartungsaufträgen im Bestand von Miets- und Einfamilienhäusern beschäftigt ist, wo BIM noch keine Anwendung findet. Es gibt jedoch weiter Potenziale zur stärkeren Verbreitung von BIM im Handwerk.

High-Tech im Handwerk
Aktuell nutzen 45 Prozent der Handwerksunternehmen Cloud-Computing. Jedes Siebte hat Trackingsysteme im Einsatz, mit denen sich Maschinen und Betriebsmittel nachverfolgen lassen. Ebenso viele verwenden vorrausschauende Wartung, bei der mit Sensoren und Datenanalyse drohende Ausfälle von Anlagen frühzeitig erkannt werden und 11 Prozent smarte Software, die zum Beispiel Arbeitszeiten automatisch nach Projektstatus einteilt. 3D-Technologie ist bei jedem zehnten Handwerksunternehmen im Einsatz und Drohnen bereits bei 8 Prozent – die unbemannten kleinen Fluggeräte sind insbesondere für das Bauhauptgewerbe interessant. 7 Prozent vernetzen Geräte oder Anlagen über das Internet der Dinge, das so genannte Internet of Things (IoT). Roboter (6 Prozent), Virtual oder Augmented Reality (3 Prozent) sind kaum verbreitet, Künstliche Intelligenz spielt im Handwerk derzeit noch so gut wie keine Rolle (1 Prozent).
© Bitkom Research 2022

„Aktuell ist der Gebäudesektor neben Verkehr und industrieller Produktion einer der wesentlichen Verursacher von CO2-Emissionen in Deutschland.  Die Herausforderungen bei Sanierung und Neubau sind groß. Alle Betriebe und Unternehmen im Bau- und Ausbaugewerbe sollten prüfen, ob der Einsatz von BIM-Software und anderer digitaler Tools in ihrem Tätigkeitsprofil Sinn macht, da hier erhebliche Potenziale liegen, Bauen effizienter durchzuführen“, sagt Klaas Moltrecht, Referent für Prop Tech & Immobilienwirtschaft beim Bitkom.

„Angesichts erhöhter Klimaschutzanforderungen, unterbrochener Lieferketten und Materialengpässen sowie des Fachkräftemangels bei gleichzeitig hohen Zielen für den Wohnungsbau macht es für unsere Bau- und Ausbaugewerke Sinn, Neu- und Ausbau so effizient wie möglich zu gestalten. Dafür gilt es, das ganze digitale Potenzial auszuschöpfen, das in Tools wie der BIM-Software liegt. Daher engagiert sich die Handwerksorganisation dafür, die Möglichkeiten, die sich durch BIM bieten, unseren Bau- und Ausbaubetrieben noch bekannter zu machen. Dafür müssen alle Rahmenbedingungen und Zugänge mittelstandsgerecht ausgestaltet und überall leistungsfähige Breitbandanschlüsse gesichert werden“, betont Dr. Constantin Terton, ZDH-Abteilungsleiter Wirtschaftspolitik.

Denn die Anwendungsmöglichkeiten von BIM sind noch längst nicht in allen Betrieben und Unternehmen geprüft. 20 Prozent der Betriebe aus dem Bau- und Ausbaugewerbe messen der BIM-Software eine sehr große Bedeutung bei, weitere 16 Prozent eine große. 16 Prozent bewerten die Bedeutung als gering oder sehr gering. 46 Prozent der Betriebe können die Bedeutung nach eigenem Dafürhalten nicht beurteilen. Allerdings handelt es sich im Bau- und Ausbaugewerbe im Handwerk oftmals um Betriebe, die eher auf kleinere Bauvorhaben, Reparaturen und Wartung in Privathaushalten spezialisiert sind und kurzfristig in BIM-Systeme integriert werden müssen. „Gleichwohl bestehen für viele Betriebe noch Möglichkeiten im zukünftig wachsenden Einsatzfeld von BIM“, bilanziert Moltrecht. „Die Digitalisierung birgt viele Potenziale für den Baubereich – diese müssen wir heben.“

Über die Studie
Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 503 Handwerksunternehmen in Deutschland ab 1 Mitarbeitenden telefonisch befragt. Die Umfrage ist repräsentativ. Die Fragen lauteten: „Welche der folgenden Software-Lösungen zur Unternehmenssteuerung und zur Erschließung betriebswirtschaftlicher Einsparpotenziale sind in Ihrem Unternehmen bereits im Einsatz beziehungsweise plant Ihr Unternehmen zukünftig zu nutzen?“; „Welche Bedeutung hat die BIM-Software für die Arbeit von Unternehmen im Bau- und Ausbaugewerbe?“ Wie digital sind die Handwerksbetriebe in Deutschland? Gemeinsame Studie von Bitkom und ZDH: https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Handwerk-wird-digitaler

 


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