Das Sara Kulturhus in Schweden

Mit Holz hoch hinaus

13. September 2022, 11:30 Uhr | Redaktion: Diana Künstler
© White Arkitekter

Das „Sara Kulturhus“ im Norden Schwedens ist mit 20 Stockwerken eines der höchsten Holzgebäude der Welt. Das klimapositive Hotel und Kulturzentrum gilt als das neue Wahrzeichen Skellefteås, das auch international als Vorbild für nachhaltige Architektur und Bauweise dient.

Fünf Jahre nach dem Wettbewerbsgewinn haben sich Anfang des Jahres die Türen zum neuen „öffentlichen Wohnzimmer“ Skellefteås geöffnet: In dem 30.000 Quadratmeter großen Bau sind die Kunsthalle Skellefteå, das Museum Anna Nordlander, das Västerbotten-Theater, die neue Stadtbibliothek und das Wood Hotel mit zugehörigem Restaurant, Spa und Konferenzzentrum untergebracht. Das Gebäude hat verschiedene Körper, die in Form und Größe auf die unterschiedlichen Funktionen zugeschnitten sind.

Die Baufakten Das Sara Kulturhus
Ort Skellefteå, Schweden
Bruttogrundfläche gesamt 30.000 m2
Bruttogrundfläche oberirdisch 28.000 m2 (17.000 m2 Kulturzentrum, 11.000 m2 Hotel)
Höhe 75 Meter, 20 Geschosse
Gesamtkosten circa 105 Millionen Euro
Projektzeitraum 2016 (Wettbewerb) bis September 2021 (Fertigstellung)
Kunde Gemeinde Skellefteå
Architekt White Arkitekter
Bauträger HENT AS
Tragwerksplanung Dipl.-Ing.Florian Kosche, TK Botania, WSP
ELSHK-Planung Incoord
Beleuchtungsplanung White Arkitekter
Holzlieferant und Monteur Martinsons
Holz-Modullieferant Derome

Geringere Klimabelastung

Die Gestaltung soll eine Hommage an die reiche Holztradition der Stadt sein. „Eine der größten Herausforderungen bei dem Projekt bestand darin, die Menschen davon zu überzeugen, etwas zu bauen, das noch nie zuvor gebaut wurde. Doch mit dem gemeinsamen Willen aller Beteiligten und dem Ehrgeiz, neue Gebiete in den Bereichen Holz-architektur und nachhaltiges Bauen zu erschließen, haben wir jetzt das Projekt aus Holz realisiert – in einem Maßstab, den sich viele zu Beginn nicht vorstellen konnten“, berichten Robert Schmitz und Oskar Norelius, die federführenden Architekten bei White Arkitekter.

Das Projekt gilt als ein wichtiger Meilenstein für das Architektenbüro, das die Vision verfolgt, dass ab dem Jahr 2030 alle Projekte klimapositiv sein sollen. Das Sara Kulturhus bindet mehr als doppelt so viel Kohlendioxid, als durch die Materialproduktion, den Transport und die Errichtung vor Ort freigesetzt wurde. In Kombination mit der Architektur des Gebäudes verringert ein Energiesystem, das von Skellefteå Kraft und ABB entwickelt wurde, den Energieverbrauch des Gebäudes. Solarmodule auf dem Dach erzeugen erneuerbare Energie, die zusammen mit der Holzkonstruktion die von dem Gebäude verursachten Kohlendioxidemissionen mehr als nur kompensiert. Ab einer Betriebszeit von 50 Jahren soll das Sara Kulturhus klimapositiv sein. Das bedeutet, dass die Summen der Emissionen aus Material und Energie geringer sind als die Kohlenstoffspeicherung im Holz. Ausgelegt ist das Gebäude für eine Lebensdauer von mindestens 100 Jahren. „Die gesamte Aufmerksamkeit, die das Gebäude erhält, kann genutzt werden, um für nachhaltiges Bauen in aller Welt zu werben. Wir hoffen, dass das Projekt andere inspiriert und dadurch zur notwendigen Umstellung auf Klimaneutralität beiträgt“, erklären Robert Schmitz und Oskar Norelius.

Sara Kulturhus

© Martinsons/Jonas Westling
© David Valldeby
© White Arkitekter

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Holzinnovationen

Durch die Verwirklichung eines komplexen Gebäudes mit unterschiedlichen Volumina und einem 75 Meter hohen Holzhaus erweitert das Sara Kulturhus den Anwendungsbereich von Holz als Baumaterial – auch für komplexere und hohe Gebäude. Das Projekt erforderte eine Reihe innovativer Lösungen bei der Massenproduktion von Holz, um Spannweiten, Flexibilität, Akustik und die übergreifende technische Herausforderung zu bewältigen. Zusammen mit DIFK wurden daher zwei verschiedene Konstruktionssysteme entwickelt: eines für das Kulturzentrum und eines für das Hotel. Das 20-stöckige Hotel ist aus vorgefertigten 3D-Modulen aus Brettsperrholz gebaut, die zwischen zwei Aufzugsschächten gestapelt sind, welche ebenfalls aus Brettsperrholz bestehen. Der untere Teil des Gebäudes, in dem das Kulturzentrum untergebracht ist, besteht aus einem vorgefertigten Holzgerüst mit Pfeilern und Balken aus Leimbindern und Schiebewänden aus Brettsperrholz. „Das Sara Kulturhus wurde aus massivem Holz gebaut, nicht nur zum Schein in der Fassade. Massive Pfeiler, Balken, Platten und Wände formen den Raum und verleihen ihm seinen einzigartigen Ausdruck. Es ist solide, warm und menschlich, und das spürt man“, sagen die beiden Architekten Robert Schmitz und Oskar Norelius.

Ein Kulturzentrum für alle

Das Sara Kulturhus ist als kultureller Angelpunkt für die gesamte Gemeinde konzipiert. Die zentrale Lage in der Stadt, die großen durchscheinenden Glasfassaden und Eingänge in allen Richtungen schaffen zusammen einen offenen und einladenden Begegnungsort. Räume, die gewöhnlich hinter den Kulissen verborgen bleiben, sind offen und von der Straße aus zu sehen, sodass das Handwerk hinter dem kreativen Prozess sichtbar gemacht wird. Im Herzen des Sara Kulturhus befindet sich ein gigantisches unprogrammiertes Foyer, das zu Spontanität, Kreativität und Gemeinschaft einladen soll, um neue Zielgruppen in das Kulturzentrum zu locken.

Mit Zusammenarbeit und Gemeinschaft als Ausgangspunkt konnte der Raum für jedes einzelne Unternehmen um rund 70 Prozent verringert werden. Doch dank der gemeinsamen Nutzung der Fläche hat jede Organisation Zugang zu mehr als 130 Prozent der Fläche, die sie eigentlich benötigt. Die Flächen können somit für größere Veranstaltungen zusammengefügt oder in kleinere Räume unterteilt werden. Dadurch werden laut den Architekten neue Formen der künstlerischen Zusammenarbeit für die unterschiedlichen Akteure des Zentrums geschaffen und bieten auch der Allgemeinheit neue Möglichkeiten zur Teilnahme.


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