Funk im Smart Building

Friendly Reminder: Funk

15. Juli 2022, 6:00 Uhr | Autorin: Diana Künstler
Nahaufnahme der Glasfassade des Cube Berlin
© CA Immo

Die Digitalisierung im Gebäudebereich nimmt langsam Fahrt auf. Allzu oft wird dabei allerdings immer noch planungsseitig die Funkanbindung vernachlässigt; trotz der Vernetzungsvorteile. Wie es richtig gemacht werden kann – wenn auch unter Idealbedingungen –, zeigt sich am Beispiel Cube Berlin.

  • Warum sollte Funk bei der Gebäudeplanung stärker berücksichtigt werden?
  • Wie sind die technologischen Parameter des Smart-Building-Vorzeigeprojekts Cube Berlin?
  • Was ist bei der Planung eines Smart Building darüber hinaus zu beachten?

Die Digitalisierung im Gebäudebereich steckt noch in den Kinderschuhen. Das liegt unter anderem in der geringen Verbreitung aufgrund eines unvorteilhaften Kosten-Nutzen-Verhältnisses begründet, wie eine aktuelle Smart-Building-Studie des BVDW1 aufzeigt. Daneben wird, wenn auch weniger relevant als die hohen Investitionen, fehlendes Know-how in Bezug auf die einzusetzende Technologie in Planung, Implementierung und Betrieb als Hinderungsgrund genannt. Ein Thema, das vor diesem Hintergrund besonders zu Buche schlägt, ist das der Funkabdeckung. „Die Funktauglichkeit steht häufig bei der Gebäudeplanung noch immer nicht als fester Punkt im Lastenheft“, weiß auch Marcus Giehrl zu berichten. Er ist Practice Director – Innovations and Smart Technologies bei NTT in Deutschland. Seiner Meinung nach sollte sich das rasch ändern. Am besten, indem bei der Planung von vornherein sowohl die Anforderungen an die Funkabdeckung als auch die Anbindung und Verkabelung von Access Points und Mobilfunkantennen berücksichtigt werden. „Für die volle Leistungsentfaltung von Hochgeschwindigkeits-Funknetzen wie 5G sind Glasfaserverbindungen bis zur Radio Unit eine wichtige Voraussetzung“, sagt er. Auch die Funkwellenausbreitung (RF-Design) gehöre als ein fester Bestandteil zur Immobilienplanung, denn sie sei wichtig dafür, dass das öffentliche Mobilfunknetz Gebäude möglichst leicht durchdringen, und so eine hohe Empfangsqualität sicherstellen könne.

Funktionalität nicht ohne Funk

Dass Funk bei der Planung stärker berücksichtigt werden sollte, ist keine leere Plattitüde. Es ist eine Notwendigkeit. Denn erst eine umfassende Vernetzung liefert die Voraussetzung für ein wirklich smartes Gebäude. „Die Funktechnologie ist unter zwei Aspekten wichtig“, fasst es Giehrl in seinen Worten zusammen. „Sie ist einerseits notwendig für die Funktionalität eines intelligenten Gebäudes.“ Das betreffe insbesondere die digitale Haustechnik mit ihrer Sensorik für Gebäudezugänge, Heizung, Klima, Licht, Sicherheit oder Hygiene, die auf die drahtlose Vernetzung angewiesen ist. „Anderseits wird sie für eine Vielzahl smarter Services für Bewohner, Gäste und andere Nutzer des Gebäudes gebraucht“, so der NTT-Director. Das können Internetzugänge sein, automatisiertes Parken, Raummanagement oder Indoor-Navigation. Ohne ein leistungsfähiges Funknetz sind solche Dienstleistungen stör- und fehleranfällig.

Smarte Gebäude können demnach einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten, da durch sie zum Beispiel die Verbrauchssteuerung ausschließlich bedarfsbasiert erfolgt. Was bringt, es einen Besprechungsraum zu heizen, wenn niemand anwesend ist?

Cube Berlin – das smarte Bürogebäude

Cube Berlin, Innenansicht
Die vollflächig mit Falten und Knicken gestaltete Fassade spiegelt die Umgebung wie ein Kaleidoskop. Neben dem individuellen Aussehen erfüllen die Faltungen mehrere praktische Aufgaben: Hinter ihnen verbergen sich auf jedem Obergeschoss kleine Terrassen, die aber nur den Mietern zur Verfügung stehen. Die voll vermietete Fläche des Geschäftshauses beträgt 17.000 Quadratmeter, genutzt unter anderem von einer Anwaltskanzlei und von der Deutschen Bahn.
© CA Immo

Wie Funk in einem Smart Building seine Vorteile ausspielen kann, verdeutlicht seit 2020 eines der prominentesten Smart-Building-Vorzeigeprojekte Europas: der Cube Berlin. Mitten in Berlin, im Zentrum von Politik, Wirtschaft und Kultur, hat die CA Immo Gruppe den Cube Berlin realisiert. Das Solitärgebäude befindet sich auf dem Washingtonplatz, direkt am Berliner Hauptbahnhof und am Spreebogen, vis-a-vis zum Regierungsviertel. Das Bürogebäude ist Teil der Europacity. Die Architektur des Cube Berlin stammt von 3XN Kopenhagen. Das auffällige zehngeschossige Gebäude ist durch eine nach innen gefaltete Glasfassade gekennzeichnet.

In dem smarten Bürogebäude sorgen 3.750 Sensoren, 750 Beacons und 140 Mobilfunkantennen für die ganzheitliche Vernetzung und vollumfängliche Erhebung der Gebäudedaten. Im zentralen und in das Gebäude integrierten Analyse- und Steuerungszentrum, genannt „Brain“, werden das Nutzerverhalten und der Gebäudezustand durch KI analysiert und ausgewertet, wodurch sich das Gebäude automatisiert selbst steuert und optimiert. GebäudenutzerInnen können via App auf die Intelligenz des Cube Berlin zugreifen und so beispielsweise Licht, Temperatur und Facility Management koordinieren und bedarfsgerecht anpassen. Sie können auf diese Weise auch die Tiefgaragenschranke oder den Zugang zum Foyer öffnen. Über die gleiche Technik können auch Personen im Haus gefunden werden und der Fahrstuhl hält automatisch in der Etage, auf der der Nutzer sein Büro hat.

Darüber hinaus wird die bei der Sonneneinstrahlung entstehende Energie zur Kühlung der zugeführten Frischluft eingesetzt. Beschichtete Fensterscheiben verringern das Aufheizen des Inneren. Die Architekten 3XN Architects aus Kopenhagen und der Bauherr betonen, dass das Cube Berlin ressourcenschonend und energieeffizient ausgelegt sei.

Kommentar: Den Grundstein mit der Planung legen

Ferri Abolhassan, Telekom Deutschland
Ferri Abolhassan, Geschäftsführer Sales & Service Telekom Deutschland
© Telekom Deutschland

„Ein smartes Gebäude macht unser Leben einfacher. Der optimierte Strom-, Wasser- und Gasverbrauch, die automatisierte Steuerung der Beleuchtung und Raumtemperatur, die zentrale Sicherung von Fenstern und Türen – das Smart Building ist energieeffizienter, sicherer und komfortabler als normale Gebäude. Damit es sein Potenzial voll ausspielen kann, ist eine umfassende Vernetzung des Gebäudes Voraussetzung. Der Grundstein hierfür sollte schon bei der Planung gelegt werden, um aufwendige Nachrüstungen zu vermeiden. Zu einer zukunftsfähigen Netzinfrastruktur gehört ein Glasfaseranschluss bis ins Gebäude, der mit Gigabit-Bandbreiten eine schnelle und stabile Datenübertragung ermöglicht. Eine flächendeckende LAN-Verkabelung sorgt dafür, dass die maximale Bandbreite in jedem Raum des Gebäudes verlustfrei genutzt werden kann. Aber auch moderne Funktechnologien werden im Smart Building immer wichtiger: Besonders hohe Übertragungsgeschwindigkeiten und niedrige Latenzzeiten machen 5G zum Mobilfunkstandard der ersten Wahl. Bei Bedarf können Repeater das über eine Außenantenne empfangene Funksignal für die Nutzung innerhalb des Gebäudes verstärken. Auch über ein Long Range Wide Area Network sollten Betreiber frühzeitig nachdenken. Es erlaubt den Betrieb von Hunderten Sensoren in nur einem Netzwerk. Und der Funkstandard NarrowBand-IoT punktet bei kleinen Datenmengen vor allem mit einer hohen Gebäudedurchdringung. Hiermit ist selbst in Kellerräumen eine optimale Vernetzung möglich.“

1 https://www.bvdw.org/der-bvdw/news/detail/artikel/bvdw-smarte-gebaeude-benoetigen-eine-nachhaltige-datenstrategie/


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