Energieeffizienz

„Einfach und intelligent das Licht abschalten“

27. Oktober 2020, 14:33 Uhr | Sabine Narloch
Licht trägt bei gewerblichen Gebäuden oftmals zur Arbeitssicherheit bei. Doch ist Beleuchtung nicht überall und zu jeder Zeit nötig. Das eröffnet Spielraum für Einsparmöglichkeiten.
© Michael Sheehan/123rf

In der dunklen Jahreszeit wird zuhause oder am Arbeitsplatz wieder das Licht eingeschaltet. Verlässt man den Raum, stellt sich die Frage: ausmachen oder brennen lassen? Was ist besser in puncto Energieeffizienz? Was leisten vernetzte Smart-Lighting-Lösungen? Florian Hockel vom TÜV Süd gibt Auskunft.

Smarthouse Pro: Früher hieß es, wenn man einen Raum nur kurz verlassen wollte, das Licht könne in der Zwischenzeit ruhig angeschaltet bleiben; ein Aus- und erneutes Anschalten würde mehr Strom verbrauchen, als das Licht brennen zu lassen. Vielleicht war das schon damals eine Mär. Aber wie sieht die Lage heutzutage aus mit modernen Lichtlösungen wie LED-Leuchten oder Energiesparlampen? Ausschalten oder brennen lassen?
Florian Hockel: Energiesparlampen wie auch Leuchtstofflampen benötigen beim Einschalten besonders viel Strom zum Zünden. Also ist der Energieverbrauch während des Einschaltvorgangs erstmal höher als während des weiteren Betriebs. Bei LED ist das in den meisten Fällen anders. Aber auch die Vorschaltgeräte und LED-Treiber haben sich in den letzten Jahren sehr verbessert. Durch Energieeinsparverordnungen wurde die Industrie dazu getrieben, hier den Verbrauch immer mehr zu senken. LED-Leuchtmittel wandeln den Strom ohne Starter und mit relativ einfachen Vorschaltgeräten/LED-Treibern – im Gegensatz zu den Betriebsgeräten herkömmlicher Leuchtmittel – in Licht um und brauchen so trotz der Verbesserungen der Leuchtstofflampen circa zehn bis 20 Prozent weniger Strom als diese. Bei LED-Leuchtmitteln kann man also getrost abschalten, auch wenn man den Raum nur kurz verlässt.

Smarthouse Pro: Welche Leuchtmittel würden Sie heutzutage für den privaten Raum aus Energieeffizienz-Gründen empfehlen und welche sind eventuell weniger sinnvoll?
Hockel: Empfehlen kann man grundsätzlich LED-Leuchtmittel in jeder Hinsicht. Hier sollte man allerdings darauf achten, dass man Leuchtmittel verwendet, die man auch einfach austauschen kann. Wegen des höheren Stromverbrauchs sind zum Beispiel Halogenlampen weniger sinnvoll. Diese besitzen dafür eine sehr gute Farbwiedergabe. Der höhere Verbrauch ist bei manchen Anwendungen wie beispielsweise in Kunstgalerien, im Lebensmittelverkauf oder in Kosmetik- und Friseurgeschäften allerdings sicher in Kauf zu nehmen.

Smarthouse Pro: Im Zuge der Vernetzung lässt sich auch die Beleuchtung in Smart-Home-Systeme und -Abläufe einbinden. Braucht es immer gleich ein solches System oder schlagen auch schon Bewegungssensoren in der Energieeffizienz positiv nieder? Welche Smart-Lighting-Lösungen machen im privaten Bereich am meisten Sinn?
Hockel: Jede Art der intelligenten Lichtabschaltung – zum Beispiel durch einfache Bewegungsmelder oder Anwesenheitssensorik – schlägt sich positiv in der Energiebilanz nieder. Grundsätzlich machen möglichst leicht zu bedienende und in Betrieb zu nehmende Lösungen am meisten Sinn. Aufwändige Systeme, die nur der Fachmann in Betrieb nehmen kann, sind für den Privatgebrauch eher weniger geeignet. Hier ist das Problem häufig, dass der Laie sich nicht intensiv mit derartigen Themen auseinandersetzen möchte. Wir sind eben zum Großteil nach wie vor einfach den normalen Schalter an der Wand gewohnt. Auf Farbwechselinstallationen oder aufwändige dekorative Effekte, sollte man hinsichtlich des Energieverbrauchs aber eher verzichten oder sie nur sehr punktuell einsetzen. Meist werden solche Installationen dann aus der Erfahrung heraus auch eher seltener im täglichen Gebrauch verwendet. Hier sollte man seinen eigenen Geschmack und auch das Verbrauchsverhalten genau überprüfen und sich bei der Auswahl beraten lassen.

Smarthouse Pro: Nun zeichnen sich vernetzte Hausgeräte durch eine permanente Empfangsbereitschaft aus – den Standby. Dadurch kommt es auch im Ruhezustand zu Stromverbrauch. In welcher Größenordnung beläuft sich dieser im Hinblick auf Leuchtmittel in einem Privathaushalt? Rechnet sich die Vernetzung beim Thema Licht?
Hockel: Auch das vernetzte Licht ist ja im Grunde nichts anderes als das konsequente Abschalten der Beleuchtung bei Nichtverwendung. Lediglich die Art der Kommunikation mit den Leuchtmitteln ist eine andere als der herkömmliche Schalter. Die Standby-Verbrauchszahlen liegen im Bereich meist kleiner oder gleich 0,5 Watt; neueste Verordnungsentwürfe und Vorlagen fordern bereits 0,1 Watt. Bezogen auf ein Fünf-Watt-Leuchtmittel ist das also eher zu vernachlässigen. Selbst mit einem Steuergerät, das die verschiedenen Leuchtmittel verbindet und auch selbst Strom verbraucht, ist das Energieeinsparpotenzial sehr groß. Gerade auch wenn man bedenkt, dass man früher mehrere 60-Watt-Glühlampen für ein Wohnzimmer benötigt hat, wo man heute mit einem Bruchteil der Leistung auskommt; da kann man die kleinen Standby-Verbräuche durchaus verschmerzen. Um noch mehr Strom zu sparen, könnte man gekoppelte Geräte beziehungsweise Leuchtmittel auch noch mit einer schaltbaren Stecker-Stromleiste komplett vom Netz trennen. So wäre es generell ratsam viele Verbraucher, die man über bestimmte Zeiten nicht benötigt, stromlos schalten zu können. Ein gutes Beispiel ist die Außenbeleuchtung im eigenen Garten. Hier kann man mit Zeitschaltuhren in Verbindung mit Helligkeitssensoren einiges an Strom sparen.


  1. „Einfach und intelligent das Licht abschalten“
  2. Besondere Gegebenheiten im gewerblichen Bereich

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