Gebäudeautomation

Die Hotels der Zukunft sind smart

28. April 2020, 9:00 Uhr | Autorin: Stefanie Heyduck / Redaktion: Alexandra Hose
Das Schani in Wien
© Schani Hotels/Arnold Poeschl

Seelenlose Bettenburgen waren gestern. Die Zukunft gehört den Smart Hotels. Mit moderner Technologie und innovativen Konzepten kann die Hotelbranche damit Zeit für Erlebnisse schaffen. Gleichzeitig spart sie Ressourcen und gestaltet interne Prozesse effizienter.

Ein leises Brummen, schon surrt der Serviceroboter heran. Geschickt navigiert er durch die Lobby und serviert Begrüßungsdrinks. Gäste, die schon mal da waren, begrüßt er mit Namen, sie sind in seiner Gesichtserkennungssoftware gespeichert. Dass der Gast bald eintreffen wird, weiß die intelligente Gebäudesteuerung und klimatisiert das Zimmer vor. Die Zimmertür öffnet sich über eine App auf dem Smartphone.

Hotel Schani in Wien
© Schani Hotels/Arnold Poeschl

In den Hotels der Zukunft soll Technologie verstaubte und ineffiziente Prozesse ablösen und dem Hotelpersonal Zeit verschaffen, um sich auf ihre Rolle als Gastgeber konzentrieren zu können. Statt nachmittags Dutzende von Check-ins abzufertigen, haben die Rezeptionisten Zeit für Persönliches, wie etwa einen romantischen Restaurant-Tipp zum Hochzeitstag zu geben oder die coolste Rooftop-Bar für den Geschäftsabschluss zu empfehlen. Kein Szenario aus einem Science-Fiction-Film, sondern in vielen Hotels bereits Realität – zum Beispiel im Wiener Hotel Schani. Das Schani ist eine gemeinsame Schöpfung von Familienbetrieb und Wissenschaft. Gemeinsam mit Fraunhofer-Forschern des Instituts für Arbeitswissenschaft und Organisation (IAO) entstand in der österreichischen Hauptstadt eines der modernsten Hotels in Europa. Davon profitieren nicht nur Gäste und der Hotelbetrieb, sondern auch Planer und Handwerker.

Smart ist mehr als digital
In einem Hotel der Zukunft muss sich nicht alles nur um Digitalisierung drehen. Ein modernes, smartes Hotel muss sich auch architektonisch den Veränderungen der Zeit anpassen. „Um die Gäste-Journey in unseren Hotels zu digitalisieren, haben wir uns von der Flugbranche inspirieren lassen,“ erzählt Benedikt Komarek, Eigentümer der Schani Hotels. Statt in einer seelenlosen Schlafbox seinen Feierabend zu fristen, soll man sich im Schani wie „zu Gast bei der Familie“ fühlen.„Das Smart-Hotel-Konzept steht für eine vernetzte, technische Systemlösung, die den Komfort und die Wohlfühlqualität, die Sicherheit und die Energieeffizienz in einem Hotel verbessert und dazu einen hohen Anteil an Automatisierung durch Digitalisierung aufweist. Die Nutzung von digitalen Daten leistet dabei einen wichtigen Beitrag,“ erklärt Professor Vanessa Borkmann, Projektleiterin der FutureHotel Verbundforschung am Fraunhofer IAO. Smart sei in diesem Zusammenhang auch, die Hotellobby zu einer Bar und einem Co-Working-Space zu machen – ganz in der Tradition der alten Wiener Caféhäuser. Diese moderne Arbeitsfläche steht nicht nur den Hotelgästen, sondern allen Besuchern offen. Früher war diese Fläche rund um die Rezeption tagsüber verwaist, heute mischen sich dort Touristen und Einheimische. Die Fraunhofer Projektgruppe FutureHotel fungiert auch bei der Weiterentwicklung der Schani Hotels als Forschungspartner. Seit der Eröffnung 2015 wurden die Konzepte und digitalen Produkte weiter verbessert. Vor allem, weil es, wie sich Komarek erinnert, „anfangs sehr schwierig war, kompetente Partner zu finden.“ Kaum ein Hotelprogramm beherrschte den automatischen Rechnungsversand. Auch für das Schließsystem mit Smartphone und NFC-Chip gab es keine passenden Apps. Property-Management-Systeme waren damals noch nicht auf die Digitalisierung des Gästeerlebnisses vorbereitet.

Benedikt  Komarek, Schani Hotels
Benedikt Komarek, Eigentümer der Schani Hotels
© Schani Hotels/Arnold Poeschl

Von diesen Herausforderungen spricht auch Professor Borkmann: „Eine Erklärung dafür ist, dass sich die Smart-Home-Lösungen nicht ohne Weiteres auf die Hotellerie übertragen lassen.“ Es seien bestimmte Rahmenbedingungen wie zum Beispiel eigene Sicherheitsstandards, Anbieter mit entsprechenden Serviceverträgen und Schnittstellen zu hotelrelevanten Softwareprodukten notwendig. Die Projektgruppe um Borkmann forscht seit über zehn Jahren an diesem Thema. Bislang sei ihr aber noch kein Hotel bekannt, das eine Smart-Hotel-Lösung umsetzt, die vollumfänglich berücksichtigt, was heute technisch realisierbar wäre. Größte Hürde: mangelnde Kompatibilität der Systeme.

Smarte Leuchtturmprojekte
Das Fraunhofer-Forscherteam unterstützt und untersucht Leuchtturmprojekte wie das Schani. Smarte Lösungen versprechen Vorteile in der Effizienz von betrieblichen Prozessen, Kosteneinsparungen, ökologische Potenziale und eine Qualitätsverbesserung durch mehr Präzision aufgrund von datenbasierten Entscheidungen in Echtzeit. Im japanischen Henn Na Hotel etwa erkennt ein Bewegungsmelder die Anwesenheit im Raum. Bei Abwesenheit des Gastes werden die elektronischen Geräte automatisch abgeschaltet.

Über KNX-Technik sind Beleuchtung, Lüftung, Raumtemperatur beispielsweise auch im Hotel Bodenmaiser Hof zentral steuerbar. Ist ein Zimmer nicht belegt, kann die Temperatur auf ein Minimum reduziert werden, ist es gebucht, so wird die Raumtemperatur erhöht. Checkt der Gast ein, so fährt die Raumtemperatur ebenfalls auf ein angenehmes Level hoch und es stellt sich automatisch ein Begrüßungsszenario ein.

In den Badezimmern der Opera Hotels in Zürich beispielsweise zeigt ein Displayspiegel Informationen wie Wetter, Nachrichten und Concierge Services an. Und in den SI-Suites wurde ein Bussystem eingeführt. Ständige Herausforderungen sind dabei die Kopplung und Vernetzung von relevanten Schnittstellen unterschiedlicher Systeme.


  1. Die Hotels der Zukunft sind smart
  2. Effizientes Hotel-Management dank Bussystem
  3. Mehr Service durch Automatisierung

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu PEAKnx

Weitere Artikel zu Alpha International

Matchmaker+