Der Smart-Meter-Rollout beginnt

Was lange währt, wird endlich gut?

30. Januar 2020, 15:43 Uhr | Cornelia Meier
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Der Startschuss fällt: Mit der für morgen angekündigten Marktanalyse des Bundesamts für Informationssicherheit (BSI) startet der verpflichtende Einbau von intelligenten Messsystemen. Jetzt heißt es aktiv werden, fordert der Digitalverband Bitkom. Vor allem Standards fehlen.

Die im bereits 2016 verabschiedeten Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende verankerte Pflicht zum Einbau von Smart Metern greift erst jetzt. Zu Verzögerungen kam es, weil das BSI zunächst mindestens drei Smart-Meter-Gateways zertifizieren musste. Sie ermöglichen eine gesicherte Kommunikation und gewährleisten den Datenschutz. Damit ist der Einbau von intelligenten Messsystemen nun verpflichtend – allerdings nur bei einem Jahresstromverbrauch von mehr als 6.000 kWh oder beim Einsatz steuerbarer Verbrauchseinrichtungen und Anlagen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz oder dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz mit mehr als 7 kW Leistung. Zum Vergleich: Bei einem durchschnittlichen 4-Personen-Haushalt rechnet man mit einem Stromverbrauch von 4000 kWh.

Mit dem Smart Meter Gateway als Anker für Datenschutz und sichere Kommunikation können die intelligenten Messsysteme nicht nur den Stromverbrauch übermitteln, auch der Verbrauch von Erdgas, Wasser oder Wärme kann künftig so komfortabel weitergegeben werden. Die Anwendungsmöglichkeiten gehen jedoch noch viel weiter. Die Smart Meter helfen, Stromfresser in den Haushalten zu erkennen und liefern basierend auf den Daten konkrete Tipps zum Energiesparen. Darüber hinaus ermöglicht die digitale Infrastruktur das gesteuerte Laden von Elektrofahrzeugen und vermeidet damit Kosten für einen sonst benötigten Netzausbau in Wohngebieten und leistet so einen wesentlichen Beitrag auch zur Verkehrswende.

“Der lang erwartete Smart-Meter-Rollout wird dafür sorgen, dass unsere Energie-Infrastruktur bedeutend smarter wird. Der morgige Startschuss lässt sich vielleicht am besten mit der Einführung der ersten Smartphones vergleichen: Mit der Hardware entwickeln sich völlig neue Anwendungen“, sagt Bitkom-Energieexperte Robert Spanheimer. “Die Vielfalt der künftigen Dienste, die auf den Smart Metern aufsetzen, lässt sich derzeit nur erahnen. Die besonders abgesicherte Kommunikationsinfrastruktur bietet zudem auch anderen Branchen ganz neue Anwendungsmöglichkeiten, etwa im Gesundheitswesen.“

Keine Zeit für Pausen

Aus Sicht des Digitalverbands Bitkom kommt es nun darauf an, dass in einem agilen Prozess die Funktionen und Geschäftsmodelle basierend auf den Smart-Meter-Gateways rasch erweitert und kontinuierlich weiterentwickelt werden. So werden derzeit Standards für wesentliche Smart-Meter-Funktionen noch definiert. Das betrifft zum Beispiel das Laden von Elektroautos, wenn gerade günstiger Windstrom zur Verfügung steht, oder die Direktvermarktung von Strom aus Blockheizkraftwerken.

“Die Digitalisierung im Verteilnetz kommt nicht auf einen Schlag, sie ist ein Prozess. Dienste und Vertriebsangebote können erst entstehen, wenn eine ausreichend große Kundenzahl über das Smart-Meter-Gateway erreicht werden kann“, sagt Spanheimer. “Von entscheidender Bedeutung ist, dass die notwendigen Standards schnell weiterentwickelt werden. Nach der langen Anlaufphase bis zum Smart-Meter-Rollout können wir uns jetzt nicht schon wieder eine Pause gönnen.“

Die deutsche Bevölkerung ist bereit, Smart Meter zu nutzen. So würden zwei Drittel (66 Prozent) der Bundesbürger Geräte wie elektrische Heizungen oder Kühlgeräte automatisch so steuern lassen, dass das Stromnetz stabilisiert wird und Ressourcen geschont werden. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 1003 Bundesbürgern ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.


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