Kommentar

Trends werden sich auch ohne Bühne fortsetzen

28. Februar 2020, 10:47 Uhr | Autor: Tillmann Braun / Redaktion: Diana Künstler
© Thomas Zagler - fotolia

Aufgrund des Coronavirus musste mit dem MWC eine der wichtigsten Tech-Events der Welt kurzfristig abgesagt werden. Das stellt viele Aus- und Hersteller vor große Probleme. An den allgemeinen Trends hin zu KI und herstellerübergreifenden Smart Homes wird sich dadurch allerdings nichts ändern.

Der Mobile World Congress hat sich als eine der wichtigsten Tech-Veranstaltungen der Welt entwickelt. In diesem Jahr sollte der MWC auf dem Messegelände Fira Barcelona Gran Via stattfinden. Der Grund: Die bisherige Messe Fira Barcelona Montjuic war zu klein geworden, um allen Ausstellern und den über 100.000 Besuchern gerecht zu werden.

Hersteller wollten ihre neusten Produkte vorstellen und Experten über Technologien und Trends wie 5G, das Internet of Things, Künstliche Intelligenz und autonomes Fahren diskutieren. Daraus wird nun nichts, da der Veranstalter GSMA aufgrund des Coronavirus und der damit verbundenen Absagen zahlreicher Aussteller die Veranstaltung kurzerhand einstellen musste.

Diesjährige Absage tut nicht nur laut Bitkom besonders weh
Dass der MWC dieses Jahr nicht stattfinden wird, ist nicht nur laut Bitkom-Präsident Achim Berg besonders ärgerlich. „Gerade in diesem Jahr wäre der Mobile World Congress besonders wichtig gewesen“, so Berg. „Weltweit steht der Aufbau der 5G-Netze an. Technologie und Markt sind extrem stark in Bewegung, es geht um Milliardeninvestitionen“, betont der Bitkom-Präsident. Für dieses Thema fehle nun die wichtigste Plattform. „Netzbetreiber, Technologielieferanten und Endgerätehersteller werden nun andere Wege finden müssen, um die notwendigen Informationen zu beschaffen und ihre Investitionsentscheidungen solide vorzubereiten“, mahnt Berg. Gleichwohl geht man beim Branchenverband davon aus, dass sich der Netzaufbau dadurch nicht signifikant verzögern wird.

Ähnlich dürfte es in den meisten anderen Bereichen aussehen, die der MWC für gewöhnlich abdeckt. Wichtige Meetings müssen verlegt und der Launch von Produktneuheiten mitunter vertagt werden. Die Trends werden sich dadurch allerdings nicht ändern, sondern höchstens leicht auf der Zeitachse nach hinten verschieben. An Künstlicher Intelligenz (KI) und selbstlernenden Maschinen, die alle möglichen Informationen und Daten zusammenfügen und nutzen, führt beispielsweise kein Weg vorbei. Daran ändert auch das Coronavirus nichts. Steve Koenig, Chef der nordamerikanischen Consumer Technology Association (CTA), ist sogar davon überzeugt, dass bereits im Hier und Jetzt die meisten Entscheidungen auf Informationen und Daten basieren. Und damit sind nicht nur Daten aus der Business-Welt gemeint, sondern auch die, die über Smartphones, Smart Watches oder moderne Autos gesammelt werden.

„KI und Sprachsteuerung werden sich nicht aufhalten lassen“
Interessant wäre gewesen, welche neuen Lösungen beispielsweise die Smart-Speaker-Hersteller auf dem MWC vorgestellt hätten. Denn auch im Smart Home geht der Trend hin zu künstlicher Intelligenz, wie man bereits im Herbst beim Google Nest Mini Lautsprecher sehen konnte, in dem bereits ein KI-Chip integriert ist. Die Frage, was die Konkurrenz hier bald vorzeigen kann beziehungsweise wird, ist mit der Absage des Mobile World Congress nun vertagt, wird aber sicherlich nicht lange unbeantwortet bleiben.

„Künstliche Intelligenz und Sprachsteuerung werden sich nicht aufhalten lassen“, sagt Ulrich Grote, Vorsitzender der ULE Alliance. „Als Verband und Aussteller wäre der MWC wie bereits in den letzten Jahren eine gute Plattform gewesen, um sich über die Entwicklung des Smart-Home-Markts auszutauschen, neue Partner zu treffen und um die neuesten Produkte zu präsentieren“, so Ulrich Grote. „Aber der Trend, dass sich das Smart Home zunehmend per Sprachbefehle über Herstellergrenzen hinweg steuern lässt, wird sich durch die diesjährige Absage des MWC sicherlich nichts ändern.“

Und das dürfte auch für alle weiteren Trends und Entwicklungen gelten. Die Bühne ist weg, aber die Show wird weitergehen.

Tillmann Braun ist Fachjournalist mit Sitz in Haiterbach


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