Gastkommentar von Evbox

Standards für die Energie- und Verkehrswende

15. Dezember 2022, 9:30 Uhr | Autor: Christos Tsegkis / Redaktion: Diana Künstler
Christos Tsegkis, Interim Regional Team Lead Sales DACH bei Evbox
© Evbox

Warum effizientes Energiemanagement der Zukunft Standards braucht – und zwar schnell.

Die Energiekrise mit ihren bedrohlichen Szenarien landesweiter Stromausfälle setzt Privathaushalte und Gewerbetreibende unter enormen Druck. Die Devise lautet: So viel Strom wie möglich zu sparen. Jede noch so kleine Einsparung hilft, um einigermaßen wohlbehalten durch den Winter zu kommen. Doch sind die vorgeschlagenen Wege, das zu erreichen, altbekannte Haushaltstipps: TV ausschalten, Geräte vom Netz nehmen, Sparprogramme nutzen und mehr. Sollten wir nicht schon viel weiter sein und souveränere, sprich smartere, Mittel für den Umgang mit Energie an der Hand haben – auch in den Privathaushalten oder Gewerben? Die Entwicklung geht zumindest seit einiger Zeit in diese Richtung: Die Haushalte sind bereits dabei, immer mehr nachhaltige Energiesysteme aus verschiedenen Sektoren einzusetzen – von Photovoltaikanlagen über smarte Haushaltsgeräte bis hin zu immer mehr E-Autos in der Garage, die über Wallboxen mit Strom versorgt werden.

Dieser Wandel macht private Haushalte und Gewerbetreibende in Zukunft mehr und mehr zu komplexeren Energiehaushalten, die ihre Versorgung so effizient und effektiv wie möglich managen und optimieren können. Diese Anforderung klingt komplizierter als sie ist. Denn das Management lässt sich mittels benutzerfreundlicher Software meistern – per App auf dem Smartphone. Allerdings funktioniert das bislang meist nur in Bezug auf einzelne Energiesysteme. Systemübergreifend findet das Management noch zu wenig statt – was nicht sehr smart ist. Denn das große Potenzial für mehr Effizienz entsteht ja erst aus der Koppelung der unterschiedlichen Sektoren: Die Batterie im E-Auto wird dann geladen, wenn die Photovoltaik-Anlage bei strahlendem Sonnenschein reiche Energieernte einfährt; die Waschmaschine schaltet sich ein, wenn der Zähler auf Nachtstromtarif umschaltet; die Batterie im E-Auto speichert überschüssigen Solarstrom und gibt ihn bei Bedarf an das Home-Entertainment ab. Sogar der Einsatz von KI ist denkbar, etwa wenn sich die Ladung der E-Autobatterie nach der Wettervorhersage richtet oder in Echtzeit nach dem Tarif an der Strombörse.

Aus diesem daten- und softwaregetriebenem Management des wachsenden privaten Energiehaushalts ergeben sich viele Vorteile: Nicht nur lässt sich die Versorgung der verschiedenen Einheiten einfach steuern und automatisieren. Die privaten Energiemanager können auch Langzeitentwicklungen analysieren, Rückschlüsse auf die Gesamteffizienz des Systems ziehen und den Haushalt immer mehr in Richtung Nachhaltigkeit optimieren.  Leider ist das noch Zukunftsmusik, funktionieren wird das erst, wenn alle Sektoren in einem Energiesystem aneinandergekoppelt werden und miteinander kommunizieren können. Dafür braucht es einheitliche Standards für die Kommunikationsprotokolle, mit denen die Sektoren arbeiten. Für Teilbereiche gibt es zwar schon Lösungen, wie das OCPP („Open Charge Point Protocol“) für die Kommunikation der Ladeinfrastruktur mit einem Backend/Portal für die Darstellung der Daten und zur Steuerung der Wallbox(en). Ein sektorenübergreifender Standard für das Energiemanagement zuhause fehlt noch. Ein verheißungsvoller Kandidat dafür ist der Standard EEBus. Er könnte für die dringend nötige Kommunikation zwischen den verschiedenen Geräten und der Ladestation sorgen und damit die Weichen für die genannten Szenarien stellen. In Anbetracht der aktuellen Situation sollte die Entwicklung des EEBus daher drastisch beschleunigt werden.

Wie immer bei Standardisierungen ist das eine gemeinschaftliche Aufgabe für die unterschiedlichen Player der verschiedenen Sektoren. Sicher, die Aufgabe ist komplex, muss aber heute umso dringlicher angegangen werden. Damit alle – Haushalte, Gewerbetreibende und Unternehmen – besser für zukünftige Krisen vorbereitet sind.


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