Smart Grid

Dem Wandel gemeinsam begegnen

24. August 2022, 13:00 Uhr | Lukas Steiglechner
© Malp / 123rf

In Deutschland verläuft die Digitalisierung des Stromnetzes noch zögerlich. Siemens Smart Infrastructure will den Wandel jedoch zusammen mit Partnern weiter vorantreiben. Denn dieser könne nur gelingen, wenn alle Gewerke ineinandergreifen.

Die Energiewende in Deutschland wird mittlerweile von Politik, Wirtschaft und Bevölkerung als ein wichtiges und vor allem auch notwendiges Unterfangen wahrgenommen. Und dennoch stockt der Wandel an vielen Stellen – vor allem mit Blick auf ein übergreifend gesteuertes, intelligentes Stromnetz. Dabei wäre ein zentraler Ansatz dringend notwendig. Denn mit dem Siegeszug regenerativer Energiequellen wie Solar- und Windkraftanlagen – auch im privaten Bereich – wird die Energieproduktion vielfältiger und komplexer. Einspeisung und Nachfrage von Strom schwanken stärker, gleichzeitig steigt der jährliche Energieverbrauch. „Wir befinden uns mitten in einer grundlegenden Transformation des Energiesystems. Durch die Energiewende nimmt der Druck auf die Stromnetze weiter dramatisch zu“, erklärt Sabine Erlinghagen, Global CEO Grid Software bei Siemens Smart Infrastructure. Die dezentralen Energieressourcen (DER) sind aber dringend notwendig, um unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden. Gleichzeitig stellen sie die Netzbetreiber aber vor Herausforderungen, da das Stromnetz immer schwieriger zu managen und zu kontrollieren ist.

Herausforderung und Treiber

Uwe Bartmann, Siemens
Uwe Bartmann, CEO Siemens Deutschland und Smart Infrastructure Deutschland: „Die Digitalisierung wird einen Teil der neuen Intelligenz einnehmen und unsere Infrastruktur intelligenter im Sinne von selbstlernend-autonomer machen.“  
© Siemens AG

Deutschland ist in puncto intelligentes Stromnetz im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern aber im Hintertreffen. Beispielsweise ist hierzulande lediglich ein Bruchteil aller Stromabnehmer mit einem Smart Meter – einem intelligenten Stromzähler – ausgestattet. So wurde beispielsweise in Schweden bereits im Jahr 2009 die erste Generation intelligenter Messsysteme im gesamten Land ausgerollt.

Uwe Bartmann, CEO Siemens Deutschland und Smart Infrastructure Deutschland, sieht hierzulande allerdings einige Hürden in in Hinblick auf eine intelligente Infrastruktur. Aufgrund der beschränkten Platzverhältnisse müsse beispielsweise ein großes Augenmerk auf die Modernisierung im Immobilienstand gerichtet werden. Denn in Deutschland gebe es viele Bestandsbauten, die wiederum ein immenses Modernisierungspotenzial aufweisen. Das Gebäude kann somit zu einem aktiven Teil der intelligenten Energiesteuerung werden. Ein wichtiger Punkt. Denn erst wenn möglichst viele Verbrauchs- und Erzeugungspunkte auch auf digitaler Ebene verknüpft sind, können Smart Grids ihr Potenzial entfalten. „Die Digitalisierung wird einen Teil der neuen Intelligenz einnehmen“, sagt Bartmann, wodurch Infrastruktur letztlich „intelligenter im Sinne von selbstlernend-autonomer“ wird.

Siemens Smart Infrastructure plant daher, möglichst viele Märkte und Zielgruppen mit entsprechenden Technologien zu versorgen – sowohl für die Gebäudeautomatisierung und -steuerung als auch die Stromverteilung und Smart Grids. Dabei wird jedoch auch der heterogene Aufbau der Infrastruktur in Deutschland zur Herausforderung. „Kleine dezentrale Anlagen stehen zum Beispiel großen Anlagen gegenüber, die im Stromverteilungsnetz integriert werden müssen“, führt Bartmann aus. Und auch die jeweiligen Regionen bringen Unterschiede mit sich. In Norddeutschland kann beispielsweise wesentlich mehr Strom aus Windkraftanlagen erzeugt werden als in Süddeutschland. Großstädte weisen wiederum andere Stromverbrauchs- und Stromerzeugungsmöglichkeiten auf als ländliche Gegenden. Zudem muss immer mit Blick in die Zukunft geplant und potenzielle Veränderungen des Strombedarfs mitbedacht werden. Beispielsweise Elektroautos. Noch bewegen sie sich in geringer Stückzahl auf deutschen Straßen. Doch das könnte sich schnell ändern. Umso wichtiger ist es, dass nicht nur punktuell geplant wird, sondern dass die verschiedensten Gewerke bei der Zukunftsausrichtung der Strominfrastruktur zusammenarbeiten.

Ein gemeinsamer Kraftakt

Sabine Erlinghagen, Siemens
Sabine Erlinghagen, Global CEO Grid Software bei Siemens Smart Infrastructure: „Partnerschaften sind zentral – Alleingänge funktionieren nicht.“  
© Siemens AG

Dabei darf der Fokus aber nicht nur auf der Infrastruktur im Sinne der Hardware liegen. Sabine Erlinghagen von Siemens Smart Infrastructure, fordert stattdessen „einen schnellen, disruptiven Wandel, bei dem Software-Investitionen an erster Stelle stehen“. Siemens will bei der Umsetzung dieser Strategie eine Führungsrolle einnehmen, Stromnetze nahtlos planen, betreiben, warten und optimieren. Unter anderem arbeitet das Unternehmen für diesen Zweck mit Software-Nutzern und Partnern eng zusammen, um eine schnellere Akzeptanz und Integration  entsprechender Konzepte zu ermöglichen. „Partnerschaften sind zentral – Alleingänge funktionieren nicht“, unterstreicht Erlinghagen. 

Zudem kooperiert Siemens Smart Infrastructure laut der Managerin vor diesem Hintergrund mit verschiedenen Unternehmen aus der Energiewirtschaft, um das Netzmanagement neu zu überdenken und Software-Innovationen für das Smart Grid zu entwickeln. „Wir wollen unser Partnernetzwerk weiter ausbauen, um die Workflows von Kunden durchgängig zu unterstützen“, erklärt Sabine Erlinghagen die Unternehmensstrategie weiter.


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