E-Mobilität

Geladen – und gesichert?

11. Januar 2022, 13:00 Uhr | Autorin: Diana Künstler
© khaligo / 123rf

E-Autos werden immer beliebter. Entsprechend treibt die Regierung den Ausbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur voran. Allerdings bedeuten mehr Ladestationen auch mehr potenzielle Angriffspunkte. Über die Ladeinfrastruktur im Generellen und Wallbox-Sicherheitsaspekte im Speziellen.

Mehr Klimaschutz, neue Märkte, weniger Abhängigkeit von fossilen Energieträgern: Von der Mobilitätswende erhofft man sich hierzulande einiges. Die Bundesregierung fördert demnach eigenen Angaben zufolge die Entwicklung und den Hochlauf der Elektromobilität mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket. Dazu gehören die Unterstützung von Forschung und Entwicklung, der Ausbau der Ladeinfrastruktur, zusätzliche Anstrengungen bei der öffentlichen Beschaffung von Elektrofahrzeugen, steuerliche Maßnahmen sowie eine zeitlich befristete Kaufprämie für Elektroautos (bis Ende 2025).

Letzteres allerdings scheint nun auf wackeligen Füßen zu stehen. Der ADAC warnt davor, dass die Förderrichtlinie für die Verlängerung der sogenannten „Innovationsprämie“ bis Ende des Jahres auslaufen könnte. Dies hätte zur Folge, dass viele Verbraucher vergeblich auf die zusätzlichen 3.000 Euro Förderung warten, die ihnen in Aussicht gestellt wurden. Hintergrund ist der, dass die Prämie nur ausgezahlt wird, wenn der dazugehörige Antrag bis spätestens 31. Dezember 2021 beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) eingereicht wurde. Dafür muss allerdings auch das förderfähige Auto bereits zugelassen sein. Der Halbleitermangel und weitere Lieferengpässe sorgen aktuell jedoch für lange Lieferzeiten, sodass viele E-Autos nicht mehr rechtzeitig bei ihren Käufern ankommen könnten. Der ADAC schlägt deshalb vor, die Innovationsprämie zunächst für ein halbes Jahr bis Mitte 2022 zu verlängern. Die Zeit drängt, da die Förderlinie noch von der EU-Kommission ratifiziert werden muss. Die aktuell noch im Amt befindliche Bundesregierung hatte bereits im November vergangenen Jahres zugesichert, dass die erhöhte Prämie bis Ende 2025 fortgeführt werden soll. Seitdem das bekannt wurde, haben die Verkaufszahlen von Elektroautos in Deutschland nochmal kräftig angezogen. Die Prämie wurde verstärkt in Anspruch genommen. Für 2020 beantragten Käufer für insgesamt 255.338 Autos eine Förderung. Allein im ersten Halbjahr 2021 wurden bereits über 258.000 Fahrzeuge mit der Innovationsprämie gefördert.

Die Zahl der neu zugelassenen E-Autos in Deutschland hat sich laut Kraftfahrt-Bundesamt allein im letzten Jahr verdreifacht: Gut 194.000 rein batterieelektrische Pkw sind neu zugelassen worden. Zusammen mit anderen alternativen Antrieben wie Plug-in-Hybriden, Gas- oder Wasserstoffantrieb waren es knapp 395.000 Autos. Im ersten Halbjahr 2021 waren es bereits rund 149.000 rein batterieelektrische und 164.000 Plug-in-Hybride. Damit ist rund jedes vierte neuzugelassene Fahrzeug mit einem alternativen Antrieb ausgestattet.

Der Ladeinfrastruktur-Ausbau und der „ungehobene Schatz“

Derzeit sind mehr als 70 elektrische Fahrzeugmodelle deutscher Hersteller auf dem Markt, die nach Angaben der Bundesnetzagentur an 41.239 öffentlich zugänglichen Ladepunkten mit Strom geladen werden können. Bereitgestellt werden diese unter anderem von Energieunternehmen, Parkhaus- und Parkplatzbetreibern, Supermärkten und Hotels, wobei laut BMI rund 80 Prozent der Ladepunkte von Unternehmen der Energiewirtschaft stammen. Hinzu kommen 6.845 gemeldete Schnellladepunkte (Stand Oktober 2021). Der Zuwachs um gute zehn Prozent trotz Corona-Lockdown macht zudem deutlich, dass der Ausbau der öffentlichen Ladepunkte voranschreitet.

Da neun von zehn Ladevorgänge bisher jedoch zu Hause oder am Arbeitsplatz stattfinden, werden vor allem die Wallboxen an diesen Einsatzorten eine entscheidende Rolle in der Mobilitätswende spielen. „Der Ausbau der privaten Ladeinfrastruktur ist ein noch ungehobener Schatz, der zukünftig eine zentrale Rolle spielen wird und für viele Menschen zuhause oder am Arbeitsplatz das Laden noch bequemer machen kann“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft). Nun könnte die Hebung dieses Schatzes etwas ins Stocken geraten. Grund dafür: Der Wallbox-Fördertopf von insgesamt fast 900 Millionen Euro – mehrfach innerhalb der letzten zwölf Monate aufgestockt – ist mittlerweile leer. Auf der Webseite der KfW Bank (Kreditanstalt für Wiederaufbau) heißt es aktuell: „Bitte keine Anträge mehr stellen – die Fördermittel sind erschöpft“ (Stand 10. Oktober 2021). Laufende Anträge würden allerdings noch abgearbeitet werden. Seit dem 24. November 2020 hatte das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur den Kauf und die Installation einer privaten Ladestation in Höhe von 900 Euro damit unterstützt. Von gut 825.000 Haushalten seien Anträge für etwa eine Million Ladepunkte gestellt worden, wie „Auto Bild“ Ende Oktober berichtete. Ob und wann es neues Geld für heimische E-Auto-Ladestationen geben wird, ist noch offen. Das hänge auch von der neuen Bundesregierung und ihrem Koalitionsvertrag ab, so ein KfW-Sprecher gegenüber der Zeitschrift. Einzelne Bundesländer und Kommunen wie Schleswig-Holstein oder die Stadt München bieten jedoch zusätzlich weiterhin Förderungen an.

Auch brauche es angesichts der Tatsache, dass bisher rund 85 Prozent der Ladevorgänge im privaten Bereich stattfinden, laut BDEW einen ambitionierteren rechtlichen Rahmen für privates Laden. Seit Dezember 2020 sei es dank des Wohnungseigentumsmodernisierungsgesetzes (WEMoG) möglich, Ladelösungen in Mehrfamilienhäusern unkompliziert einzurichten. Mit dem Gebäude-Elektro-mobilitätsinfrastruktur-Gesetz (GEIG) wird seit März 2021 sichergestellt, dass Ladeinfrastruktur in Neubauten und in renovierten Bestandsgebäuden errichtet werden kann. Zusammen mit dem Förderprogramm für private Ladeinfrastruktur sei Deutschland hier auf einem guten Weg. Aber der BDEW sieht hier noch weit mehr Optionen. Beispielsweise mangele es derzeit noch an einer Strategie zur Hebung der Potenziale privaten Ladens beim Arbeitgeber. Darunter fallen auch die Hürden, die durch die komplizierte Eigenstromabgrenzung bei Dienstwägen entstehen, die beim Arbeitnehmer mit PV-Anlage zu Hause nötig sind.


  1. Geladen – und gesichert?
  2. Ladestationen als Einfallstor
  3. Nachgehakt bei ABL: E-Mobility-Sicherheit

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